Wie alles anfing

mein erstes Schlagzeilen-Heft

( veröffentlicht in den „Schlagzeilen Vol. 100“ )

Hallo ihr Lieben bzw. Bösen
(je nachdem, was euch besser gefällt *g*)

Ich habe gerade eben mein Belegexemplar aus dem Briefkasten gefischt und auch sofort durchgeblättert.
Ich freue mich immer noch so unglaublich, dass ihr wirklich meine Geschichte gedruckt habt.
Ich kann’s gar nicht beschreiben…!
Auf jeden Fall habt ihr ab sofort eine neue Stammleserin!
Ich wünsche euch allen ganz schöne Feiertage und auch ansonsten alles Gute!

Ganz liebe Grüße
M.

Dieser Leserbrief in den Schlagzeilen Vol. 85 war vor fast genau drei Jahren die Reaktion auf mein erstes Schlagzeilen-Heft und ich habe meine Aussage von damals gehalten. Seit der 84. Ausgabe habe ich nicht eine verpasst und fiebere immer noch jeder neuen entgegen.

Aber beginnen wir am Anfang: Wir schrieben das Jahr 2005. Mitte des Jahres hatte sich mein Freund von mir getrennt, der ganz offensichtlich ähnlich tickte, wie ich, es mit mir aber bei nicht nennenswerten Erfahrungen beließ. Ich hatte jedoch Blut geleckt und war entschlossen, meine Phantasien, die mich schon so lange begleiteten, nicht wieder ins Reich der (Kopfkino-)Träume zu verbannen. So begann ich, mich unbeholfen durchs Netz zu klicken, stellte neugierig Fragen, fand meinen ersten Dom, so wie noch weitere Personen, die mir weiterhalfen, und wurde letztendlich nur einige Wochen später auf meinen ersten Stammtisch mitgenommen, dessen Erkennungszeichen seinerzeit eine auf dem Tisch liegende Ausgabe der Schlagzeilen war.

Nennen wir es Schicksal, dass die Leiterin zu jener Zeit einen Hinweis ins Stammtischforum setze, nach welchem die Schlagzeilen für ihre damals noch neue Rubrik „Junge Wilde“ Autoren suchten. Wie es der Zufall so wollte, hatte ich noch eine unvollendete Geschichte auf meinem PC schlummern, die an sich ursprünglich als Valentinstaggeschenk für oben genannten Ex-Freund gedacht war, um ihm meine Phantasien näher zu bringen. Nun ja, der Valentinstag war lange vorbei, den Freund gab es auch nicht mehr, aber die Story war noch immer in meinem Kopf und wartete darauf, zu Papier gebracht zu werden.

Besagten Forenbeitrag las ich am Freitagmorgen, der Redaktionsschluss war am darauf folgenden Montag. Mir blieben also zwei Tage. Ich war zunächst unsicher, setzte ich mich doch erst seit einigen Monaten ernsthaft mit dem Thema BDSM auseinander. Warum sollte ein Magazin wie die Schlagzeilen eine Geschichte von mir abdrucken bzw. überhaupt ernst nehmen? Anzumerken sei vielleicht auch, dass ich mich bis dahin erst einmal an einer dieses Thema befassenden Geschichte versucht hatte. Die anderen Stammtischmitglieder machten mir jedoch Mut und so brauche ich wohl nicht zu erwähnen, wie meine Planung fürs Wochenende aussah….

Wie auch jetzt gerade, machte ich damals die Nacht zum Tag, schickte meine Gedanken auf Wanderschaft und fing sie wieder ein, um sie endlich greifbar zu machen, indem ich sie in schriftlicher Form verewigte. Ich formulierte um, löschte, schrieb neu und setzte irgendwann tief in der Nacht den letzten Punkt. Todmüde, aber stolz fiel ich ins Bett und freute mich über das Endresultat.

Da ich damals nur über die Fachhochschule ins Netz kam, saß ich am Montagmorgen für eine Studentin völlig untypisch überpünktlich im Computerraum, um meine Mail noch vor der ersten Vorlesung an Matthias schicken zu können. Ein letztes Zögern, bevor ich mit geschlossenen Augen den „Senden“-Knopf anklickte. Hatte ich das wirklich getan? Oh ja, ich hatte! Nun gab es kein Zurück mehr und mir blieb nichts übrig, als zu warten, was mir nicht gerade leicht fiel. Anstatt mich auf die mathematischen Ausführungen meines Professors zu konzentrieren, waren meine Gedanken mit der Fernhypnose von Matthias beschäftigt.

In der Pause flitze ich wie ein geölter Blitz zurück in den Computerraum, wurde aber leider enttäuscht. Nur der übliche Spam und keine Antwort von Matthias. Tja, ich bin halt kein Hypnotiseur. So vergingen auch die restlichen Vorlesungen mit dem Gefühl zunehmender Ungeduld, die allerdings nicht belohnt wurde. Auch Mittags begrüßte mich mein Postfach mit gähnender Leere. Ob Hypnose bei Matthias antiproduktiv wirkt? Ich hatte damals die Angewohnheit, die Zeit zwischen Uni und Arbeiten am PC zu überbrücken und so wurde der „Aktualisieren“-Knopf an diesem Tag extrem überstrapaziert – mit Erfolg!

Kurz bevor ich zur Arbeit musste, blitzte mir plötzlich der Betreff „AW: Junge Wilde“ entgegen. Aufs Äußerste gespannt öffnete ich die Mail. Ich las sie einmal, zweimal und noch ein drittes Mal, bevor ich jubelnd durch den Computerraum hüpfte. Ok, zugegeben, das letzte ist gelogen. In Wirklichkeit saß ich nur freudestrahlend vorm Bildschirm und konnte nicht glauben, was ich las:

…wir wollen deinen Text wahrscheinlich in den nächsten SZ abdrucken…

Per Copy & Paste wurde die Nachricht nur Sekunden später im Stammtischforum weiterverbreitet, bevor ich dann wirklich offline gehen musste, um mich dem Geld verdienen zu widmen.

Derweil regnete es im Forum Glückwünsche und einer der sadistisch veranlagten Doms verkündete, dass es die Verpflichtung einer Schriftstellerin sei, ihr Werk in Form einer Lesung publik zu machen. Begeistert wurde diese Idee von einigen Leuten aufgenommen und in den folgenden Tagen unter Nichtbeachtung meiner entsetzten Einwürfe weitergesponnen. Insgeheim fand ich die Idee auch toll, nur der Gedanke, vor versammelter Mannschaft selbst lesen zu müssen, behagte mir nicht sonderlich, da ich weiß, dass ich nicht gut vorlesen kann.

Letztendlich wurde auch dieses Problem aus der Welt geschafft und relativ schnell ein Termin gefunden. So kam es, dass wir uns am 1. Advent 2005 in gemütlicher Runde bei Punsch und Weihnachtsknabbereien zu einem „anregenden“ BDSM-Lesenachmittag trafen, in dessen Zusammenhang ich von einem der Gäste meine erste eigene Gerte geschenkt bekam, über die sich mein Dom mehr freute, als ich. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich euch vielleicht ein anderes Mal berichte.

Wie bereits anfangs erwähnt, ist das alles nun 3 Jahre her. Für die älteren Semester unter uns mag das eine kurze Zeitspanne sein, für mich ist sie lang. Damals war ich gerade 23 geworden, noch eine Woche, dann bin ich schon 26. Schon… oder erst? Ich selbst würde mich immer noch als Küken bezeichnen und doch durfte ich in den drei Jahren eine Menge Erfahrungen sammeln, die ich nicht mehr missen möchte. Hätte mir seinerzeit jemand prophezeit, dass ich meine Neigung heute so selbstverständlich ausleben würde, ich hätte es ihm nicht geglaubt.

Auch in Bezug auf meine Schreibkünste habe ich mich weiterentwickelt. Der ersten Geschichte sind einige weitere gefolgt. Eine von ihnen bescherte mir einen zweiten Mailwechsel mit Matthias und veranlasste mich zu einem erneuten Freudenausbruch. Ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn ich damals – beim ersten Mal – eine Absage bekommen hätte. Vielleicht hätte ich das Schreiben sein gelassen oder meine Geschichten nur für mich verfasst. Hätte… wäre… wenn… man weiß es nicht!

Ich bin froh, dass es gekommen ist, wie es ist und möchte mich gerade deswegen bei dem Team der Schlagzeilen für das bedanken, was sie schon seit 100 Ausgaben leisten. Dank euch durften sicherlich viele Menschen positive Erfahrungen machen, so dass uns allen zu wünschen ist, dass ihr noch mindestens die nächsten 100 Ausgaben weitermacht, um noch ganz viele weitere Personen auf ihrem Weg zu begleiten, zu inspirieren oder einfach nur zu amüsieren.

Herzlichen Glückwunsch zur 100. Ausgabe ! :0)

© Traum der Nacht, Oktober 2008